Im Qigong führt die Atmung die Bewegung. Alles wird ihrem Rhythmus angepasst, sie ist Anspannung und Entspannung, mit ihr dehnt sich der Körper aus, wird lebendig, kraftvoll, stark, aber nicht im Sinne von Muskelkraft sondern von Qi-Kraft, maximale Lebensenergie, die bei Ausatmung im Körper nach unten sinkt und sich zur kraftvollen Qi-Reserve verdichtet oder an die Umwelt abgegeben wird.
Je langsamer und tiefer die Atmung, umso mehr Qi kann der Körper aufnehmen. Der Körper kommt im Idealfall zu tiefer Entspannung und der Geist zur Ruhe. Im Qigong erfüllt jede Übung einen tieferen Sinn, da jede Bewegung unterschiedliche Energieleitbahnen, Meridiane, die ähnlich des Gefäßsystems, den Körper durchziehen, anspricht, die wiederum miteinander wechselwirken.
Meridiane, Meridiansysteme oder Akupunkturpunkte (Energiepunkte auf den Leitbahnen) können so stimuliert werden, dass nach den Lehren der TCM, der gesamte Körper im Gleichgewicht ist, Yin und Yang, sowie es den Tag nicht ohne die Nacht geben kann. Alles wird durch die fünf Wandlungsphasen der TCM bedingt, stärkt oder schwächt sich im Kreislauf, der sich in allem, ob Mensch oder Natur, widerspiegelt. So steht z.B. die Wandlungsphase Holz für Sehnen und Bänder, aber auch für Leber und Gallenblase, das Auge, den Frühling, die Geschmacksrichtung sauer und die Wut. Im übertragenden Sinne kann so im endlosen Kreislauf der Natur schwaches Holz durch Wasser gestärkt werden (gießen). Wasser steht für Knochen, Niere und Gallenblase, Ohr, den Winter, salzig und die Angst, so wird in jede Übung ein definierter Aspekt für den Organismus und die Psyche mit eingebunden.
Die Jahrhunderte alten Übungen wurden durch Beobachtung der Natur und durch lange Übungserfahrung und das Körperverständnis, so zusammengestellt, dass sie einen ausgleichenden und harmonisierenden Charakter haben. Rein optisch gesehen wirken Gymnastik und Qigong in der einfachen Betrachtung ähnlich, der Unterschied zeigt sich unter der Oberfläche, in der Körperwahrnehmung und in der Gesundheitsförderung bis in jede Zelle.